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Die Oktoberrevolution 1917 fiel nicht vom Himmel. In der Vorphase davon hatte sich die innenpolitische Lage dramatisch zugespitzt. Ein chronologischer Abriss:

  • 1892 verkündet der umtriebige Finanzminister des Zaren, Graf Sergej J. Witte, das Riesenreich "in ein Treibhaus des Kapitalismus" verwandeln zu wollen. Die Schwerindustrie entwickelt sich in der Folge stark. Allerdings fliessen die Gewinne überwiegend ins Ausland ab. Und im noch sehr stark agrarischen Land kommt es sogar zu Hungersnöten, es bildet sich ein ausgeprägtes Proletariat.
  • 1898 wird die soeben gegründete Sozialdemokratische Partei gewaltsam aufgelöst.
  • 1905: In der damaligen Hauptstadt St. Petersburg fordert ein grosser Demonstrationszug vor dem Zarenpalast gewaltlos Reformen. Er entwickelt sich zum "Blutigen Sonntag": Polizeieinheiten richten ein Blutbad mit sehr vielen Toten an. Das ist ein Schlüsselereignis: Es stellt sich die Frage, ob sich in Russland ohne diesen Zusammenstoss überhaupt genügend revolutionäre Energie für 1917 aufgestaut hätte (jedenfalls beschlossen die Bolschewisten noch im selben Jahr den bewaffneten Aufstand). Allerdings muss gleichzeitig betont werden, dass der verhängnisvolle Gewaltbefehl nicht vom Zaren stammte - er war zum fraglichen Zeitpunkt gar nicht vor Ort.
  • Das Ereignis löst fast im ganzen Reich Meutereien und Streiks aus. Auch in den damals noch zum Reich gehörenden Finnland und Polen brechen Aufstände aus.
  • Daraufhin verspricht der Zar als Novum in Russland (fast alle Länder der entwickelteren Welt besassen bereits eines) ein Parlament, Duma genannt. Er dekretiert im "Oktobermanifest" eine von Witte - mittlerweile Ministerpräsident - ausgearbeitete Verfassung. Allerdings ist die Linke damit nicht einverstanden - Generalstreik und "Dezemberaufstand" werden militärisch gebrochen.
  • 1906: Der 1. "Duma der Volkshoffnung" wird ein Reichsrat, eine konservativ dominierte parlamentarische Zweitkammer, angegliedert.
  • 1907: Nach Auflösung der 1. Duma sind die sozialistischen Parteien - als Konzession des Zaren mittlerweile wieder zugelassen - in der 2. "Duma des Volkszorns" bedeutend besser vertreten. Dies führt jedoch zu einer Wahlreichts-Reform: Noch im selben Jahr wird die 3. "Duma der Herren, Popen und Lakaien" etabliert, die sich bis 1912 an der Macht hält.
  • Permanente Unruhen und Streikwellen sind die Folge davon.

Quelle[]

dtv-Atlas Weltgeschichte, Band 2