Die Reichskirche im spätantiken Römischen Reich seit dem ersten christlichen Kaiser Konstantin I. war über weite Strecken dominiert durch den Kaiser, der als deren Oberhaupt galt. Im 4. Jahrhundert n.Chr. gab es im übrigen auch das Papstamt noch nicht.
In der Regierungszeit von Kaiser Theodosius I. amtierte in Mailand Bischof Ambrosius, der als Förderer der Kirche und auch politisch versierter Zeitgenosse galt. In einem Konflikt mit Theodosius um 390 gab er trotz formeller Unterordnung nicht einfach auf, sondern tadelte den Kaiser in einem Brief als Sünder, der dies nicht einmal richtig erkenne; er müsse vor Gott Busse tun. Ambrosius übte damit gemäss R. Pfeilschifter eine - begrenzte - priesterliche Bussgewalt gegenüber dem Kaiser aus. Und da die Androhung einer Gottesstrafe in der damaligen frommen Zeit noch durchaus ein Machtmittel bedeuten konnte, unterwarf sich Theodosius diesem Verdikt tatsächlich. Es war eine Art Canossa-Gang (analog Kaiser Heinrichs im Mittelalter gegenüber dem Papst) der Spätantike, die aber danach trotzdem die kaiserliche Überordnung über die Kirche unberührt liess.
Quelle[]
R. Pfeilschifter: Die Spätantike - Der eine Gott und die vielen Herrscher, 2014
Ein Zitat: Ambrosius als Kirchenlehrer[]
Die Erde ist für alle, die Reichen wie die Armen, geschaffen worden. Es sind hier nicht deine Güter, die du freigebig den Armen verteilst. Du gibst ihnen vielmehr nur einen Teil von dem zurück, was ihnen gehört. Denn das Gut, das du an dich reisst, ist ein gemeinsames Gut, das allen zum Gebrauch gegeben wurde.
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